Stillprobleme: Tipps für gesundes Stillen
Es sieht so friedlich aus: Das Baby trinkt entspannt an Mamas Brust und die Welt ist in Ordnung. Aber so einfach wie es bei der Mama im Café aussieht, ist es zu Beginn meist nicht. Und da wir oftmals nur die Stillenden sehen, bei denen alles reibungslos funktioniert, fangen viele frisch gebackene Mamas an zu zweifeln. Habe ich vielleicht nicht genug Milch oder mache ich etwas falsch? Sollte ich die Milch abpumpen? Oder hilft ein Stillhütchen meinem Baby an der Brust zu trinken? Dazu kommt die Angst, das eigene Kind nicht ernähren zu können. In diesem Beitrag möchte ich dich über einige typische Stillprobleme und ihre Ursachen aufklären und erste Hilfestellungen bieten, um den Anfang gut zu meistern.
"Stillen ist das natürlichste der Welt": Überwindung von Stillproblemen
Das stimmt! Trotzdem muss auch das Stillen gelernt werden. Dein Baby wurde neun Monate lang ohne jegliche Bemühungen über die Nabelschnur versorgt. Und auch wenn deine Brust sich schon in der Schwangerschaft auf die Milchproduktion eingestimmt hat, ist es auch für dich eine ganz neue Aufgabe. Diese neue Herausforderung könnt ihr nur gemeinsam meistern. Mit Geduld, Vertrauen und Durchhaltevermögen. Mache dich nicht verrückt und habe kein schlechtes Gewissen, wenn dich Stillprobleme ereilen. Das wichtigste ist, dass du deinem Baby Nähe und Liebe schenkst, und es bei dir sein kann, egal ob du es mit der Brust oder mit der Flasche ernährst.
Stillprobleme: Wenn der Milcheinschuss ausbleibt
“Ich habe nicht genug Milch”, ist wohl einer der häufigsten Sätze, den ich als Hebamme in Bezug auf das Stillen in den ersten Tagen zu hören bekomme. Viele Mamas begleitet die Sorge vor Stillproblemen und die Angst, ihr Kind nicht richtig versorgen zu können. Aber wusstest du, dass die Vormilch schon in der Schwangerschaft gebildet wird und deinem Baby daher direkt nach der Geburt zur Verfügung steht? Der Magen deines Neugeborenen ist zu dieser Zeit gerade mal so groß wie eine Murmel. Es kann sich deshalb mit den ersten Tropfen der goldenen Milch den Bauch vollschlagen.
Milchproduktion muss sich einpendeln
Deine Brust produziert nur so viel Milch, wie benötigt wird. Das "Angebot" wird somit der Nachfrage angepasst. Damit dein Körper sich auf die Milchproduktion einstellt, wird dein Baby nach der Geburt sehr häufig an der Brust trinken wollen. Dein Baby weiß instinktiv, dass ein häufiges Saugen zu einer vermehrten Milchproduktion führt. Viele Erstmamas bereitet dieses Verhalten Sorge, denn sie nehmen an, dass das Kind so oft trinkt, weil es nicht satt wird. Sie beginnen zu pumpen und geben zusätzliche Milchnahrung, um ihr kleines Wunder zu ernähren. Dabei ist dieses Verhalten ganz normal und wird als Clusterfeeding bezeichnet.
Clusterfeeding bei Stillproblemen
Clusterfeeding kommt nicht nur in den ersten Tagen nach der Geburt vor, sondern geht meist auch mit einem wechselnden Bedarf während der Wachstumsschübe einher. In der gesamten Stillzeit wird es immer wieder vorkommen, dass dein Baby in kurzen Abständen für eine kürzere Zeit an der Brust trinken wird, um die Milchproduktion zu steigern.
Stillprobleme überwinden: Hilfreiche Tipps für die ersten Stillversuche
Um den Milchspenderreflex auszulösen, gibt es ein paar Dinge, die du beachten kannst. So machst du es dir und deinem Kind in den ersten Tagen nach der Geburt etwas leichter:
- Wärme deine Brust mit einem feuchtwarmen Tuch vor jedem Stillen.
- Durch die Wärme weiten sich die Milchgänge und die Milch fließt leichter.
- Massiere deine Brust vor jedem Stillen, um den Milchspenderreflex auszulösen und deinem Baby das Saugen zu erleichtern.
Der erste Milcheinschuss: Wie du weitere Stillprobleme meisterst
Nach ungefähr zwei bis vier Tagen schießt schließlich die Milch ein. Deine Brust spannt und fühlt sich prall an und dein Baby scheint jetzt auch richtig satt zu werden und trinkt meist in weniger kurzen Abständen. Trotzdem kommt es in dieser Zeit manchmal vor, dass sich dein Baby weiterhin schwer tut an der Brust zu trinken. Die vollen Milchbrüste machen es in den ersten Tagen nach dem Milcheinschuss manchmal schwerer für dein Kind die Brustwarze zu fassen zu kriegen. Um den Druck aus deiner Brust zu nehmen und deinem Baby das Saugen zu erleichtern, hilft es, wenn du dich vor dem Anlegen unter die warme Dusche stellst und die pralle Brust etwas ausstreichst.
Typische Stillprobleme: Wunde Brustwarzen
Auch deine Brustwarzen müssen sich erst an das Stillen gewöhnen. Deshalb können sie durch das häufige Saugen in den ersten Tagen wund und schmerzhaft sein. Wichtig ist zu wissen: Es bleibt nicht so! Nach spätestens einer Woche lassen die Schmerzen nach und die empfindlichen Brustwarzen heilen ab.
Abhilfe bei wunden Brustwarzen:
- Um zu vermeiden, dass sie blutig werden und dir das Anlegen deutlich erschwert, solltest du schon ab Tag 1 eine fettreiche Brustwarzen-Salbe benutzen, die die sensible Haut pflegt und geschmeidig hält.
- Einige Tropfen Muttermilch nach dem Stillen sind nicht nur gut für dein Baby, sondern schützt auch deine Brustwarzen während du sie an der Luft einziehen lässt.
- Anschließend können spezielle Kompressen für zusätzliche Pflege sorgen.
Typische Stillprobleme: Milchstau
In den ersten Wochen sollte dein Säugling mindestens alle vier Stunden gestillt werden. Das ist nicht nur für seine Entwicklung wichtig, sondern auch für deine Gesundheit. Denn mit dem plötzlichen Milcheinschuss und der neuen Aufgabe des Stillens, kann es in der ersten Zeit vermehrt zu einem schmerzhaften Milchstau kommen.
Milchstau vermeiden: 3 Tipps
- Sorge dafür, dass du pralle Brüste immer entleerst.
- Wenn sich Knoten in der Brust bilden, massiere Knoten fokussiert aus.
- Wärme dein Brust vor dem Stillen mit warmen Umschlägen und kühle dein Brust nach dem Stillen mit Quarkwickel. Das unterstützt den natürlichen Stillbeginn zusätzlich.
Sollten sich jedoch zu stark schmerzhaften, geröteten Brüsten Symptome wie Fieber, Gliederschmerzen und allgemeine Erschöpfung mischen, kontaktiere bitte immer deinen Arzt oder deine Hebamme.
Stillprobleme bewältigen: In der Ruhe liegt die Kraft
Jeder Anfang ist schwer und als frisch gebackene Mama gibt es viele neue Dinge, die du lernen musst. Sei nicht zu hart mit dir. Dir kommen diese Stillprobleme bekannt vor? Zögere nicht und hole dir Unterstützung von deiner Hebamme oder einer Stillberaterin! Sie können dir hilfreiche Tipps geben und dich während der Stillzeit professionell begleiten und unterstützen. Auch wenn es am Anfang etwas holprig sein wird, genieße die Zeit und die Nähe mit deinem Baby.
Autorin: Hebamme Vivian Fassbender
Als Hebamme begleitet und unterstützt Vivian Fassbender Frauen während der Schwangerschaft, bei der Geburtsvorbereitung und im Wochenbett. Nun schreibt die Hebamme für die Wunderwiege und teilt ihr Expertenwissen gerne mit uns und dir. Mehr erfahren